Die Konferenzbranche wächst und Innovations- und Technologiekonferenzen erleben im Gegensatz zum Messegeschäft starkes Wachstum. Immer mehr Verlage, Firmen und öffentliche Organisationen haben den Wert von Konferenzen und daraus entstehenden Communities erkannt, die sich über das Event hinaus vernetzen.
Autoren: Roman Kropp — Web3 Architects, Prof. Dr. Isabell Welpe — TU München
Web3-Anwendungen können hierzu einen zentralen Beitrag leisten — im Folgenden geben wir einen Überblick über bereits etablierte Anwendungsfälle und Potentiale für Konferenzveranstalter im Web3.
Vorbereitung & Durchführung der Konferenz: Proof of Attendance & Token Gating
Bereits ein Klassiker ist das im Rahmen einer Blockchain-Konferenz im Jahr 2019 entwickelte Proof of Attendance Protocol (POAP). Teilnehmer/innen physischer und digitaler Events können kostenfrei einen “POAP”-Token minten, etwa über das Scannen eines QR-Codes, und damit im Nachgang jederzeit ihre Teilnahme nachweisen.
Welche Mehrwerte bringt dies?
- Die in einer Krypto-Wallet hinterlegten POAPs bilden als Teil der Transaktionshistorie eine Art digitalen Lebens- une Ereignislauf, in welchem sich Erinnerungen, erworbene Kenntnisse und Kontakte manifestieren. In Summe ergibt sich daraus Reputation, Sozialkapital und eine Ergänzung traditioneller Lebensläufe. Konferenzteilnehmer ohne Krypto-Wallet können sich ihren POAP über die Email-Adresse reservieren und später nach Einrichtung einer Wallet bequem abrufen.
- Durch die dezentrale Natur der Blockchain können POAPs und andere Tokens von jeder Web3-Anwendung ausgelesen und zur Verifikation genutzt werden. Über Privacy-Lösungen wie Sismo kann hierbei Datenschutz gewährleistet werden, indem der Besitz eines Tokens validiert wird, ohne dabei die Wallet-Adresse offenzulegen, in der der Token gehalten wird (“zero-knowledge proof”).
- So kann zB ein Event-Veranstalter den Zugang automatisiert auf Inhaber/innen bestimmter Tokens beschränken bzw. diesen spezifische Privilegien einräumen (“Token-Gating”). Der Kreativität sind beim Design entsprechender Mechanismen keine Grenzen gesetzt.
- Zielgruppen können bekannte Teilnehmer/innen eines vorhergehenden Events sein, aber auch neue Audienzen, die man gezielt für eine Teilnahme gewinnen möchte. So z.B. Sammler/innen von renommierten digitalen Künstler/innen oder technische Entwickler/innen, die Code zu einem spezifischen Projekt beigesteuert haben.
In der Praxis werden diese Möglichkeiten für das vorbereitende Marketing, zur effizienten Registrierung sowie zur Vernetzung während und nach der Veranstaltung genutzt. Ein spannendes Beispiel ist der “Mergooor Pass”, der allen, die zur wegweisenden Umstellung von Ethereum auf den “Proof of Stake”-Konsensmechanimsus substantiell beigetragen haben, freien Zutritt zu ausgewählten Konferenzen gewährt. Der Token ist “soulbound”, das heißt, er kann nicht auf eine andere Wallet übertragen werden.
Auch auf deutschen Events, wie zB der Crypto Assets Conference in Frankfurt können Teilnehmer POAPs abrufen. Einige der Gründer von “Bits & Pretzels” aus München gehen einen Schritt weiter — sie vergeben limitierte eigene Tokens, als Grundlage und Mitgliedsausweis der digitalen Web3-Community “Alphafounders”.
Tokens als Instrument zur Etablierung und Entwicklung digitaler Communities
In einer Welt, in der digitale Interaktion im Geschäftskontext in den Vordergrund rückt, fällt physischen Konferenzen die Rolle eines Inkubators für virtuelle Gemeinschaften zu. Ein Kennenlernen im echten Leben schafft Vertrauen und ist ein ideales Fundament für in der Folge primär digitalen Austausch. Diesen zu begleiten und kontinuierlich weiterzuführen, erweitert das Leistungsportfolio von Konferenzveranstaltern erheblich. Statt 1–2 mal im Jahr zeitlich eng limitiert in den Kontakt mit Teilnehmern zu treten und gelegentlich Emails an einen passiven Verteiler zu versenden, kann über Tools wie Discord kontinuierliche, beidseitig aktive Kommunikation mit den Teilnehmer/innen sichergestellt werden.
Auch in diesem Kontext bieten Blockchain-basierte Tokens erhebliche Mehrwerte:
- Effiziente Zugangssteuerung zu digitalen Räumen: Anhand der in einer Krypto-Wallet vorhandenen Tokens kann zum Beispiel eine automatisierte Rollenvergabe in Discord-Kanälen erfolgen.
- Innovative Incentivierungsmechanismen: Um passive Teilnehmer/innen zu aktiven Co-Creators zu machen, können zum Beispiel gemeinsam erarbeitete Konzepte oder Designs auf der Blockchain hinterlegt und alle Beitragenden transparent als Urheber/innen dokumentiert werden. Auch Modelle, in denen Token-Upgrades und damit einhergehende Benefits auf Basis individueller Community-Beiträge oder absolvierter Quests vergeben werden, sind möglich. Crew3 ist eine in diesem Kontext stark wachsende Plattform.
- Kollaboration & Vermarktung digitaler Produkte: Es ergeben sich neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit anderen Web3-Gemeinschaften. So können zum Beispiel gemeinsame Anreizsysteme gesetzt werden, indem Token-Holder einer bestehenden Community privilegierten Zugang zu den Inhalten eines neuen Projekts erhalten. Gerade im Kontext digitaler Kunst ist dieses Modell sehr verbreitet und auch im Web3-gestützten virtuellen Lernen findet es zunehmend Verbreitung — Konferenzveranstalter können hieran gut anschließen und neue Zielgruppen sowie Vertriebswege erschließen.
Fazit
Der Einsatz von Web3-Technologie ermöglicht einen Innovationsschub in der Konferenzbranche und wird neue Geschäfts- und Marketingmodelle hervorbringen. In einer zunehmend digitalen Welt liegt die Zukunft des Geschäfts in der Einbettung von analogen Events in kontinuierlich optimierte virtuelle Kommunikation und Produkte.
Das Web3 ist dafür ein zentrales Instrument — erschließen Sie Ihre Potentiale als Pionier, nicht als Nachzügler.
Über Web3 Architects
Als spezialisierte Beratung begleiten wir Sie ganzheitlich auf Ihrer Reise in das Web3. Von der ersten Orientierung, über Strategie und Design bis hin zur Umsetzung: Die Web3 Architects unterstützen Sie mit einem Team unabhängiger Expert/innen, die sowohl umfassende Praxiserfahrung als auch neueste akademische Kenntnisse einbringen.
Gerne loten wir in einem ersten Austausch Potenziale für Ihr Unternehmen aus — wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme via Email an: hallo@web3-architects.de
Über die Autoren
Roman Kropp ist Unternehmensberater und Web3-Experte mit langjähriger Erfahrung in globalen Digitalisierungsprojekten. Seine inhaltlichen Schwerpunkte sind Smart Contract-Blockchains, insbesondere Ethereum, sowie NFTs und das Personalwesen im Web3
Prof. Dr. Isabell M. Welpe ist Inhaberin des Lehrstuhls für Strategie und Organisation an der Technischen Universität München. Die Expertise von Professor Welpe umfasst die digitale Transformation von Unternehmen, die Auswirkungen von Blockchain auf Wirtschaft und Organisationen sowie die Zukunft von Führung und Arbeits-/Organisationsgestaltung.